ORGANON terminology toolbox (von gr. ὄργανον: Werkzeug) ist ein Instrument zur Orientierung in der Landschaft interdisziplinär relevanter Begriffe und Theorien. Mit wenigen Blicken finden Sie hier einen Überblick über relevante Diskurse, Grundlagentexte und weiterführende Links.
BEGRIFF
(von althochdeutsch begrīfan, mittelhochdeutsch begrīfen: ergreifen, umgreifen)
Version 1.0 (22.04.2022)
Autor: Janis Walter
- Diskurse und Kontexte
- Literatur zum Begriff
- Weiterführende Links
- Diskurse und Kontexte
- Im Diskurs der geschichtswissenschaftlichen Begriffsgeschichte werden Begriffe als empirische Gegebenheiten oder soziale Tatsachen zum Gegenstand der Forschung. Sie sind Erkenntnis- und Kommunikationsmittel historischer Akteure und in diesem Sinne Indikatoren für historische Gegebenheiten. In der Geschichte „bündelt“ der Begriff „die Vielfalt geschichtlicher Erfahrung und eine Fülle von Sachbezügen in einen Zusammenhang, der als solcher nur durch den Begriff gegeben ist und wirklich erfahren wird“ (KOSELLECK, 86).
Quellen:KOSELLECK, Reinhart. Richtlinien für das Lexikon politisch-sozialer Begriffe der Neuzeit. Archiv für Begriffsgeschichte 11 (1967), 81–99. -
Der Diskurs der philosophischen Begriffsanalyse versteht unter Begriffen konstituierende, gegebene logische Einheiten der Wirklichkeit. Als solche können sie erkannt werden und ermöglichen so ein Erkennen der Wirklichkeit. Paradigmatisch kommt das in KANTs Kritik der reinen Vernunft zum Ausdruck: „Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind“ (KANT, A51/B 75 / 98). Die philosophische Begriffsanalyse wendet sich den Begriffen zum Zwecke einer Selbstverständigung des Denkens über die Begriffe, in denen es sich vollzieht, zu.
Quellen:KANT, Immanuel. Kritik der reinen Vernunft. 1781. -
In der Wittgensteinschen Begriffsforschung werden Begriffe als Ausdruck von sprachlich gefassten oder fassbaren Praktiken in der Welt verstanden. „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“ (WITTGENSTEIN, §43). Ausgangspunkt dieser Begriffsforschung sind deshalb nicht Definitionen, sondern Anwendungsfälle.
Begriffe sind in diesem Sinne der sprachliche Niederschlag von Erfahrung und Begriffsforschung ist demnach die Explikation dieser begrifflich strukturierten Erfahrung.
Quellen:WITTGENSTEIN, Ludwig. Philosophische Untersuchungen. 1953. -
Die historische Semantik versteht unter Begriffen den sprachlichen Ausdruck von „Wirklichkeitsbilder[n]“ (BUSSE, 94). Begriffe und Begriffsverwendung werden so historisiert. Ihr Interesse gilt daher dem Erschließen von „Geschichtlichkeit im Medium von Sprache und Begriffen“ (KOLLMEIER). Im Zentrum steht so die Betrachtung von alltagssprachlicher Begriffsverwendung. Zudem weitet die historische Semantik das Untersuchungsfeld auf höherstufige Einheiten wie Texte und Diskurse aus.
Quellen:BUSSE, Dietrich. Historische Semantik. Analyse eines Programms. Stuttgart 1987.KOLLMEIER, Kathrin. Begriffsgeschichte und Historische Semantik. Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.10.2012. DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.257.v2 - Literatur zum Begriff
- Weiterführende Links
Zitiervorschlag: Janis Walter, „Begriff“, Version 1.0, 22.04.2022, ORGANON terminology toolbox, Berlin: eDoc-Server der Freien Universität Berlin.
DOI: http://dx.doi.org/10.17169/refubium-34625
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NoDerivatives 4.0 International License.
- Version 1.0 (diese Version)