Begriff

ORGANON ter­mi­no­logy tool­box (von gr. ὄργανον: Werkzeug) ist ein Instrument zur Orientierung in der Landschaft inter­dis­zi­pli­när rele­van­ter Begriffe und Theorien. Mit weni­gen Blicken fin­den Sie hier einen Überblick über rele­vante Diskurse, Grundlagentexte und wei­ter­füh­rende Links.

BEGRIFF

(von alt­hoch­deutsch begrī­fan, mit­tel­hoch­deutsch begrī­fen: ergrei­fen, umgreifen)

Version 1.0 (22.04.2022)

Autor: Janis Walter

Zum Wort
Das Wort ‘Begriff’ ent­stand aus dem Verb bigrī­fan (alt­hoch­deutsch) bzw. begrī­fen (mit­tel­hoch­deutsch). Ursprünglich im Sinn von ergrei­fen oder umgrei­fen ver­wen­det, dehnt die Nutzung des Wortes zur Übersetzung des latei­ni­schen com­pre­hen­dere die Bedeutung auf die heu­tige Verwendung von begrei­fen aus. Als Substantiv, das wesent­li­che Merkmale eines Gegenstands oder Sachverhalts in einer gedank­li­chen oder seman­ti­schen Einheit resp. einem Konzept zusam­men­fasst, erlangt der Begriff wesent­lich im Zuge der Aufklärung im 18. Jahrhundert Verbreitung. 

Inhalt
  1. Diskurse und Kontexte












  2. Literatur zum Begriff
  3. Weiterführende Links

  1. Diskurse und Kontexte
    1. Im Diskurs der geschichts­wis­sen­schaft­li­chen Begriffsgeschichte wer­den Begriffe als empi­ri­sche Gegebenheiten oder soziale Tatsachen zum Gegenstand der Forschung. Sie sind Erkenntnis- und Kommunikationsmittel his­to­ri­scher Akteure und in die­sem Sinne Indikatoren für his­to­ri­sche Gegebenheiten. In der Geschichte „bün­delt“ der Begriff „die Vielfalt geschicht­li­cher Erfahrung und eine Fülle von Sachbezügen in einen Zusammenhang, der als sol­cher nur durch den Begriff gege­ben ist und wirk­lich erfah­ren wird“ (KOSELLECK, 86). 

      Quellen:
      KOSELLECK, Reinhart. Richtlinien für das Lexikon poli­tisch-sozia­ler Begriffe der Neuzeit. Archiv für Begriffsgeschichte 11 (1967), 81–99.
    2. Der Diskurs der phi­lo­so­phi­schen Begriffsanalyse ver­steht unter Begriffen kon­sti­tu­ie­rende, gege­bene logi­sche Einheiten der Wirklichkeit. Als sol­che kön­nen sie erkannt wer­den und ermög­li­chen so ein Erkennen der Wirklichkeit. Paradigmatisch kommt das in KANTs Kritik der rei­nen Vernunft zum Ausdruck: „Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gege­ben, und ohne Verstand kei­ner gedacht wer­den. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind“ (KANT, A51/B 75 / 98). Die phi­lo­so­phi­sche Begriffsanalyse wen­det sich den Begriffen zum Zwecke einer Selbstverständigung des Denkens über die Begriffe, in denen es sich voll­zieht, zu. 

      Quellen:
      KANT, Immanuel. Kritik der rei­nen Vernunft. 1781. 
    3. In der Wittgensteinschen Begriffsforschung wer­den Begriffe als Ausdruck von sprach­lich gefass­ten oder fass­ba­ren Praktiken in der Welt ver­stan­den. „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“ (WITTGENSTEIN, §43). Ausgangspunkt die­ser Begriffsforschung sind des­halb nicht Definitionen, son­dern Anwendungsfälle. Begriffe sind in die­sem Sinne der sprach­li­che Niederschlag von Erfahrung und Begriffsforschung ist dem­nach die Explikation die­ser begriff­lich struk­tu­rier­ten Erfahrung. 

      Quellen:
      WITTGENSTEIN, Ludwig. Philosophische Untersuchungen. 1953. 
    4. Die his­to­ri­sche Semantik ver­steht unter Begriffen den sprach­li­chen Ausdruck von „Wirklichkeitsbilder[n]“ (BUSSE, 94). Begriffe und Begriffsverwendung wer­den so his­to­ri­siert. Ihr Interesse gilt daher dem Erschließen von „Geschichtlichkeit im Medium von Sprache und Begriffen“ (KOLLMEIER). Im Zentrum steht so die Betrachtung von all­tags­sprach­li­cher Begriffsverwendung. Zudem wei­tet die his­to­ri­sche Semantik das Untersuchungsfeld auf höher­stu­fige Einheiten wie Texte und Diskurse aus. 

      Quellen:
      BUSSE, Dietrich. Historische Semantik. Analyse eines Programms. Stuttgart 1987. 
      KOLLMEIER, Kathrin. Begriffsgeschichte und Historische Semantik. Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.10.2012. DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok.2.257.v2
  2. Literatur zum Begriff
  3. DEMMERLING, Christoph (Hrsg.). „Schwerpunkt: Philosophie des Begriffs: Neuere Perspektiven“. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 61/5–6 (2013), 713–809.
    KOGGE, Werner. „Begriffsforschung im inter­dis­zi­pli­nä­ren Kontext. Neuansätze einer Methode (1. Teil)“. Archiv für Begriffsgeschichte 63/1 (2021), 105–134.
  4. Weiterführende Links
  5. WIKTIONARY. „Begriff“. In: Wiktionary – Das freie Wörterbuch. https://de.wiktionary.org/wiki/Begriff (Besucht am 18. April 2022). 

PDF Zitiervorschlag: Janis Walter, „Begriff“, Version 1.0, 22.04.2022, ORGANON ter­mi­no­logy tool­box, Berlin: eDoc-Server der Freien Universität Berlin.

PDF DOI: http://dx.doi.org/10.17169/refubium-34625

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Versionsgeschichte
  • Version 1.0 (diese Version) 

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